25.05. – 28.05.2017: Bergfrühling im Bergell

Eine klitzekleine Einleitung…

Ganz spontan, erst Ende April, planten wir ein Wanderwochenende im Bergell. Es versteht sich von selbst, dass nicht nur wir diese tolle Idee hatten und beinahe alle Unterkünfte für Ende Mai in dieser reizvollen Bergregion ausgebucht waren. Mit etwas Recherche und Glück konnten wir noch ein paar Zimmer in einem Hotel in Chiavenna reservieren.

Diese Reise war wie erwartet innerhalb von wenigen Tagen ausgebucht, wir waren letztendlich 6 Personen, die motiviert und voller Vorfreude ins Bergell fuhren…


25.05.: Bergtour Malojapass – Beinahe im Schnee versunken

Bereits die Anfahrt durch die Bergwelt Graubündens war ein Erlebnis und eine schöne Einstimmung für unseren 4tägigen Kurzurlaub im landschaftlich reizvollen Bergell.

Bei strahlenden Sonnenschein parkierten wir unsere PKW´s direkt bei der Passhöhe am Malojapass (1815 m). Unser nächstes Zwischenziel war bereits ausgeschildert – Der Weg zum Lägh da Bitabergh (1854 m) führte uns durch eine abwechslungsreiche frühsommerliche Berglandschaft mit blühenden Blumenwiesen (gelbe Anemonen, Enziane) und lichten Lärchen- und Arvenwäldern. Am idyllischen Seeufer fand unsere wohlverdiente Mittagspause statt. Nachdem wir uns ausgiebig gestärkt hatten, begann unser Aufstieg bis zum Pass Motta Salacina (2105 m), bereits im unteren Teil mussten wir einige Schneefelder queren. Bald erreichten wir das aussichtsreiche Plateau mit einem wunderschönen Fernblick in das Bergell, über das Oberengadin und natürlich zu den schneebedeckten Bergen in unmittelbarer Nähe. Mittlerweile erhielten wir „Verstärkung“ – Silvia aus Berlin verbrachte alleine ihren Urlaub am Malojapass und schloss sich unserer Wanderung an. Kurz nach dem Pass querten wir die Hänge unterhalb vom Piz Salacina, hier fanden wir noch sehr viel Neuschnee vor (Der Wintereinbruch Mitte April hatte ganze Arbeit geleistet), so dass wir schweren Herzens an diesem Punkt umdrehen mussten und nicht den ursprünglich geplanten Weiterweg bis zum Lägh da Cavloc fortsetzen konnten. Wir versanken teilweise hüfttief (!) im nassen Schnee, so dass diese Entscheidung absolut richtig war. Also liefen wir wieder zurück bis zum Lägh da Bitabergh. Am Waldrand bogen wir rechterhand ab und wanderten über eine von der abendlichen Sonne beschienenen Hochebene zurück zur Passhöhe. Wir waren ca. 4 Stunden unterwegs, reine Gehzeit, bei ca. 300 Höhenmetern. Allerdings war das Schneestapfen teilweise sehr zeitraubend. Dennoch waren wir uns alle einig, dass die Wanderung absolut gelungen war.

Danach folgte die Fahrt zu unserer Unterkunft: Durch das malerische Bergell fuhren wir bis zu unserer Unterkunft, dem Albergo Aurora in Chiavenna, wo wir im hoteleigenen Restaurant einkehrten. Den Abend ließen wir bei Bier, Wein und Aperol Sprizz in einem Straßencafé ausklingen.

26.05.: „Sentiero panoramico“ – Ein Muss für alle Bergell-Wanderer

Heute stand eine Genusswanderung auf dem Programm: Der „Sentioro panoramico“ von Casaccia nach Soglio:

https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/bregaglia/via-panoramica/3213783

Nach einem für italienische Verhältnisse sehr reichhaltigen Frühstück fuhren wir im Konvoi bis nach Casaccia, welches schon im schweizerischen Teil des Bergells liegt. Bereits vom kostenfreien Parkplatz am Ortsrand beim Friedhof war Soglio, das Endziel der heutigen Tour ausgeschildert.

Bei dieser 15 km langen Genusswanderung liefen wir durch zahlreiche bunte Blumenwiesen mit einer Vielzahl an teilweise seltenen Pflanzen, kamen an einigen Wasserfällen vorbei und hatten die meiste Zeit die schneebedeckten Bergeller Granitberge als Traumkulisse vor Augen. Es versteht sich von selbst, dass bei dieser Wanderung der Genuss im Vordergrund stand (ausgiebiges Bewundern der botanischen Vielfalt wie auch der Blick zu den imposanten Bergen).

Der genaue Wegverlauf: Casaccia (1458 m) – Roticcio (1268 m) – Brügnet (1350 m) – Durbegia (1410 m) – Parlong (1274 m) – Soglio (1097 m).

Nun mussten wir von Soglio wieder zurück nach Casaccia kommen. Doch da kam unserem Organisator die glorreiche Idee, dass wir auch trampen können. Gesagt getan: Wir sprachen auf dem großen Parkplatz in Soglio ein Ehepaar (Locals) an und siehe da, unsere beiden Autofahrer wurden sofort mitgenommen. Danach kamen die beiden Fahrer mit ihren Autos nach Soglio und gemeinsam fuhren wir wieder nach Chiavenna. Dort wartete bereits ein leckeres Nachtessen auf uns.

Auch an diesem Abend liefen wir bei sommerlichen Temperaturen in die reizvolle Altstadt von Chiavenna: https://de.wikipedia.org/wiki/Chiavenna

27.05.: Eine einsame und lange Tour inmitten einer wilden Bergwelt

Nach einer genussvollen Wanderung am Vortag stand heute das Highlight des verlängerten Wander-WE auf dem Programm: Eine Wanderung in der grandiosen Bergwelt oberhalb von Chiavenna. Bereits die Anfahrt zum Ausgangspunkt beim E-Werk von San Bernardo (1030 m) war ein Erlebnis. Genauer gesagt eine etwas schweißtreibende Angelegenheit für unsere beiden Fahrer – Glücklicherweise hatten wir auf dieser schmalen Bergstraße nur sehr wenig Gegenverkehr. Beim Kraftwerk war unser Ziel (Bacino del Truzzo) bereits ausgeschildert. Der Weg stieg anfangs nur leicht bergan und bald erreichten wir die idyllisch gelegene Ferienhaussiedlung San Antonio (1213 m). Anschließend liefen wir für kurze Zeit geradeaus weiter, wo wir alsbald eine weitere Ansammlung von Ferienhäusern, Caurga (1250 m), erreichten. Hier bogen wir rechterhand ab und folgten einem breiten Plattenweg, der extra für den Bau der Staumauer angelegt wurde. Kontinuierlich gewannen wir an Höhe, in unzähligen Serpentinen schraubte sich der Weg nach oben. Dennoch war dieser Streckenabschnitt angenehm zu begehen, der lichte Bergwald ermöglichte uns eine schöne Sicht auf die wilde Bergszenerie um uns herum. Bei der Alpe Cornera (1910 m) erreichten wir die Waldgrenze und nun leitete uns der weiterhin komfortable Plattenweg durch eine wilde Urgesteinslandschaft. Danach erreichten wir die Staumauer vom Bacino del Truzzo (2080 m). Der Tiefblick in den dunstigen Talkessel von Chiavenna war sehr spektakulär, der mit Eisresten gefüllte Stausee vermittelte ein teilweise arktisches Feeling. Auf einer Kuppe (ca. 2129 m) – Höchster Punkt der heutigen Tour – machten wir unsere Rast, genossen die Sonne und zahlreiche rotblühende Primeln. Bei der nächsten Wegverzweigung (unmarkiert!) nahmen wir den linken Abzweig, der uns sehr steil hinunter zur Alpe Prosto (1690 m) führte. Im oberen Teil verlief der Weg durch eine grandiose Urgesteinslandschaft mit zahlreichen glatt geschliffenen Felsen, weiter unten schließlich durch einen schönen Lärchenwald. Der weitere Abstieg verlief auf einem sehr steilen Weg, der eine gehörige Portion Trittsicherheit erforderte. Kurz vor Caurga erreichten wir wieder ebenes Gelände, hier war Zeit für einen Umtrunk mit einem Wein der WG Wolfenweiler. Nebenbei konnten wir noch zahlreiche Alpenrosen in voller Blüte bewundern. Über Caurga und San Antonio ging es zurück zum E-Werk.

Wir waren für diese Wanderung ca. 6 Stunden unterwegs, bei etwa 1100 Höhenmetern. Die technischen Schwierigkeiten dieser Wanderung sind recht überschaubar, ein Problem könnte eher die dürftige Wegmarkierung bereiten. Nicht umsonst gibt es von dieser Wanderung nur ganz wenige Tourenberichte in deutscher Sprache.

Der Abend ließen wir erneut bei einem Abendessen im Hotel-Restaurant und im Anschluss in der Altstadt von Chiavenna ausklingen.

28. Mai: Abschlusswanderung durch die Rheinschlucht bei Thusis (Hinterrhein)

Nach einem gewohnt vielfältigen Frühstück mussten wir Abschied von Chiavenna nehmen – Wir fuhren über den sehr kurvenreichen und teilweise fahrtechnisch anspruchsvollen Splügenpass zurück in die Schweiz. Am Ortsrand von Thusis (697 m) begann unsere genussvolle Wanderung mit ca. 9km Länge und einer Gehzeit von etwa 3 Stunden. Die Wanderstrecke war sehr abwechslungsreich und vielfältig, allerdings machten uns die hochsommerlichen Temperaturen etwas zu schaffen.

Trotz der relativ kurzen Streckenlänge zeichnete sich diese Tour durch folgende Highlight aus:

  • Die Viamala-Schlucht mit dem „Verlorenen Loch“
  • Die spektakuläre Hängebrücke „Traversiner Steig“
  • atemberaubende Tiefblicke in Schlucht mit dem türkisfarbenen Bachbett des Hinterheins

Und zu guter Letzt natürlich eine artenreiche Pflanzenwelt, darunter 4 verschiedene Orchideen, die auch ausgiebig erläutert wurden 🙂

Hier wird unsere Wanderung ausführlicher beschrieben: https://www.hikr.org/tour/post22224.html

Alles in allem die ideale Wanderung für den Rückreisetag!

Fazit´s:

Leider verging diese rundum gelungene und harmonische Wanderwoche viel zu schnell!

Wir hatten Riesenglück mit dem Wetter – Lediglich der Neuschnee verkürzte unfreiwillig unsere Wanderung vom Anreisetag

Schon alleine des Flairs von Chiavenna wegen lohnt sich eine Reise ins Bergell

Wir bedanken uns bei allen Reiseteilnehmern für ihre Teilnahme und freuen uns auf ein Wiedersehen!