21.05. – 28.05.2011: Naturkundliche Wanderwoche am Gardasee

 

Vorwort:

Der Gardasee gehört aufgrund seiner landschaftlich reizvollen Lage und dem italienischen Flair seiner pittoresken Uferorte zu den beliebten Urlaubszielen der Deutschen. Auch für Outdoorfreunde bietet der Lago die Garda unzählige Möglichkeiten: Surfen und Kitesurfen auf dem Wasser, Rennvelofahren entlang der Uferstraßen und natürlich bieten die Berge rund um den See unzählige Möglichkeiten für MTB-, Wander- und Klettersteigtouren.

Abgerundet wird eine Wanderwoche am größten italienischen See natürlich mit reichlich Dolce Vita.

Weitere Infos zum Gardasee unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Gardasee

In Botanikerkreisen ist die Region um den Gardasee für ihren hohen Anteil an endemischen Pflanzenarten berühmt. Ein Teil dieser Pflanzen ist weltweit nur in den Bergen rund um den Gardasee anzutreffen. Aufgrund der interessanten Ausschreibung waren die 5 freien Plätze innerhalb kürzester Zeit ausgebucht.

Wir freuten uns sehr auf spektakuläre Wanderungen und reichlich Botanik am Lago di Garda.

Nach einer langen Wartezeit und einer riesigen Vorfreude war es am 21. Mai schließlich soweit – Gemeinsam fuhren wir zum Lago di Garda.


21. Mai : Anreise und kleine Einstiegswanderung

Die Anreise verlief reibungslos über Basel – Luzern – Gotthard – Milano bis an das Westufer vom Lago di Garda. Danach setzten wir unsere Fahrt bis zur Rocca di Manerba fort. Dieses kleine „Bergmassiv“ bietet trotz seiner geringen Höhe von nur 216 Metern eine imposante Rundumsicht über den südlichen Teil vom Gardasee. An der höchsten Stelle befinden sich die Mauerreste eine Burgruine. In Botanikerkreisen gilt dieses Gebiet als wahres El Dorado – Einige mediterrane Pflanzen erreichen hier die Nordgrenze ihres Verbreitungsgebietes. Leider war die Vegetation bereits jetzt größtenteils vertrocknet – Kein Vergleich zum Mai 2010, als wir prachtvolle Orchideen fanden und die Natur am südlichen Gardasee selbst noch im Frühsommer von einem frühlingshaft wirkenden Grünton überzogen war. Dennoch war unsere ca. 2 stündige Wanderung sehr reizvoll, vor allem der schmale Pfad oberhalb der Steilküste.

Danach fuhren wir entlang der „Westküste“ bis zu unserer Unterkunft, dem Hotel Everest in Arco (https://www.hoteleverestarco.it/de). Ein kleines und feines Hotel mit einem relativ jungen und sportiven Publikum. Den Abend beschlossen wir mit einem feinen Aperol Sprizz an der Hausbar.

22. Mai: Monte Stivo (2059 m)

Unsere Wanderroute:

Passo S. Barbara (1169 m) – La Prese (1475 m) – Malga Stivo (1740 m) – Monte Stivo (2059 m) – Malga Stivo (1740 m) – La Prese (1475 m) – Castil (1265 m) – Malga Zanga (1140 m) – Passo S. Barbara (1169 m)

Zahlen und Fakten: 11 Km, 970 HM im Aufstieg, Ca. 4:50 Stunden

Link Onlinekarte:

https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/rovereto-vallagarina-altopiano-di-brentonico/gardasee-2011-22.-mai-monte-stivo-2059-m-/192618213

Anmerkung zur Tour:

Dieser herrliche Aussichtsberg liegt nord(östlich) vom Gardasee – Neben einer tollen Aussicht bietet er einen enormen Blumenreichtum. Also hofften wir wieder auf eine reiche botanische Ausbeute. Kurzweilige Fahrt bis zum Passo S. Barbara. Anfangs gemächliches Wandern entlang eines Fahrweges, der später in angenehmen Serpentinen bis zum Almboden La Prese anstieg – Hier erreichten wir die Baumgrenze und machten unsere ersten botanischen Entdeckungen. Anstieg bis zur Alm Malga Stivo entlang eines breiten Schotterpfades. Letztes Stück bis zum Gipfel und dem Refugio auf einem angenehmen Bergpfad. Phänomenale Rundumsicht über den gesamten Gardasee und zu den Bergen des Trentinos. Ausreichend Zeit für eine Gipfelpause – Im Gegensatz zu den letzten Stivo-Besteigungen folgten wir nun dem unmarkierten Wanderweg entlang der Abbruchkante bis hinunter nach La Prese. Hier nahmen wir den markierten Weg bis Castil (Reste einer Burgruine), Abstieg bis zu den Wiesen von Malga Zanga. Auf breiten und unmarkierten Wegen zurück bis zum Passo S Barbara.

Botanische Besonderheiten (Auswahl):

23. Mai: Cima Tombea – Im Reich der Endemiten

Unsere Wanderroute:

Rif. Cima Rest (ca. 1200 m) – Malga Casina – Malga Tombea (1820 m) – Cima Tombea (1949 m) – Malga Tombea (1820 m) – Bocca di Caplone (1755 m) – Malga Casina – Rif. Cima Rest (ca. 1200 m)

Zahlen und Fakten: 15 Km, 900 HM, gute 5:00 Stunden

Link Onlinekarte:

https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/brescia/gardasee-2011-23.-mai-cima-tombea-im-reich-der-endemiten/191906389

Anmerkung zur Tour:

Die Berge rund um das Valvestino sind in Botanikerkreisen für ihren immensen Reichtum an seltenen Pflanzen bekannt, Die Verbreitung von einigen dieser botanischen Kostbarkeiten ist auf diese Bergregion beschränkt. Die Flora ist hier noch artenreicher ist als am bekannten Monte Baldo. Der Bereich zwischen Monte Tremalzo und Cima Tombea wurde zu einem der wertvollsten Biotope Italiens erklärt.

Die Anfahrt vom Hotel bis zum Wanderausgangspunkt beim Rif. Cima Rest oberhalb Magasa dauerte ca. 1,5 Stunden – Doch es hatte sich gelohnt. Der breite Wirtschaftsweg führte uns anfangs durch saftige Bergweiden, für ein kurzes Stück durch einen prachtvollen südalpinen Buchenwald, danach wieder in freies Gelände. Wir freuten uns sehr, dass die Vegetation wesentlich weiter fortgeschritten war als im letzten Jahr. Gleich nach der Malga Casina bogen wir links in einen Wanderpfad ab, der stetig anstieg und uns bis zum Almgebäude von Malga Tombea führte. Hier bogen wir rechterhand ab und machten einen kleinen Abstecher entlang eines alten Kriegsweg– Jetzt waren wir endgültig im Reich der Endemiten angekommen: Unmittelbar bei einem Felsentunnel entdeckten wir das Tombea-Steinbrech und das Felsen-Steinröschen – Beides Pflanzen, die weltweit nur in dieser Region zu finden sind und zweifelsohne die seltensten Pflanzen der gesamten Wanderwoche. Von der Malga Tombea aus war der heutige Aussichtsgipfel Cima Tombea in ca. 10-15 Minuten zu erreichen. Wir genossen die imposante Fernsicht in die Bergwelt am westlichen Gardasee. Danach ging es zurück zur M. Tombea. Jetzt folgten wir einem breiten Almweg, der uns bis zur Bocca di Caplone führte. Wir entdeckten hier eine prachtvolle Aspisviper, die sich auf einem steinigen Weg sonnte. Nun begann der eigentliche Abstieg entlang dieses serpentinenreichen Wirtschaftswegs. Auf einer Höhe von ca. 1300 Metern verließen wir den breiten Weg und bogen linkerhand in einen anderen Wirtschaftsweg ab, der uns wieder bis zur Verzweigung oberhalb von Malga Casina leitete. Auf bereits bekannten Wege ging es zurück bis zum Ausgangspunkt Rif. Cima Rest.

Fazit: Das absolute botanische Highlight der gesamten Wanderwoche – Das Valvestino gehört noch zu den ursprünglichsten Regionen rund um den Gardasee und ist dementsprechend nicht so überlaufen.

Botanische Besonderheiten:

24. Mai: Cima delle Pozzette – Unterwegs am Monte-Baldo

Unsere Wanderroute:

Parkplatz oberhalb Bocca Navene (ca. 1550 m) – Bocca Tratto Spin (1752 m) – Cima delle Pozzette (2132 m) – Bocca Tratto Spin (1752 m) – Parkplatz oberhalb Bocca Navene (ca. 1550 m)       

Zahlen und Fakten:

11 Km, 670 HM im Auf- und Abstieg, Ca. 4 Stunden

Link Onlinekarte:

https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/verona/gardasee-2011-24.-mai-cima-delle-pozzette-unterwegs-am-monte-baldo/191994662

Anmerkung zur Tour:

Von Mori fuhren wir auf der kurvenreichen Straße bis zur Bocca die Navene (1425 m), danach ging es noch ca. 1 Km weiter auf der Fahrstraße, dann bogen wir nach rechts auf einen schmalen Fahrweg ab, unmittelbar nach der 4. Kehre befindet sich ein kleiner Parkplatz. Jetzt konnten wir endlich zu unserer Wanderung starten: Kurzer Aufstieg zur Bocca Tratto Spin, der Bergstation der Monte-Baldo-Seilbahn. Das Panorama war einfach phänomenal – Wir genossen die Ausblicke hoch überm Gardasee. Sehr aussichtsreich folgten wir dem Kammweg in südliche Richtung – die teilweise noch schneebedeckten Berggipfel vom Monte Baldo-Hauptkamm waren zum Greifen nahe. Am Wegesrand entdeckten wir das Objekt der heutigen Begierde: Die endemische Kerner´s Schmuckblume mit ihren filigranen weißen Blüten. Die Gipfelkuppe der Cima delle Pozzette (mit einem improvisierten Gipfelkreuz) war unser heutiger Höhepunkt und gleichzeitig auch Umkehrpunkt. Auf gleichem Wege ging es zurück zur Bocca Tratto Spin, ab hier folgten wir dem breiten Weg rechterhand (auf der Ostseite des Bergkammes) zurück zum Parkplatz am Ausgangspunkt.

Unsere wohlverdiente Einkehr fand im Restaurant bei der Bocca di Navene statt. Hier entdeckten wir prachtvolle Pfingstrosen.

Botanische Besonderheiten (Auswahl):

25. Mai: Genusswanderung bei Torri del Benaco

Unsere Wanderroute:

Torri del Benaco (67 m) – Prandine (177 m) – Kapelle San Siro (210 m) – Crero (207 m) – Felszeichnungen von Crero – Anze (180 m) – Loncrino di sotto – Torri del Benaco (67 m)

Zahlen und Fakten:

10 Km, 280 HM im Auf- und Abstieg, Gute 3 Stunden (gemütlich)

Link Onlinekarte (Bilder vom Oktober 2009):

https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/verona/gardasee-oktober-2009-31.-oktober-genusswanderung-bei-torri-del-benaco/166496501

Anmerkung zur Tour:

Heute stand eine Tour durch eine liebliche Hügellandschaft am südöstlichen Teil des Lago di Garda auf dem Programm – Ausgangspunkt war das idyllische Torri del Benaco. Die genussvolle und abwechslungsreiche Wanderung führte uns durch zahlreiche Olivenhaine, es ging durch kleine Bauerndörfer und ebenso durch mediterran geprägte Buschwälder. Das Highlight waren die Felszeichnungen bei Crero: http://www.torridelbenaco.de/die_felszeichnungen.htm. Im Gegensatz zum letzten Jahr war leider ein Großteil der Vegetation bereits vertrocknet. Dennoch war die Wanderung sehr reizvoll – Wir genossen die wechselten Ausblicke überm See und zum gegenüberliegenden Seeufer mit dem markanten Monte Pizzocolo, ein Ziel für künftige Gardasee-Wanderwochen: https://de.wikipedia.org/wiki/Monte_Pizzocolo.

Am Ende der Wanderung bummelten wir noch durch Torri d. Benaco und genossen etwas Dolce Vita am Lago.

26. Mai: Oberhalb von Limone

Unsere Wanderroute:

Trattoria La Milanese (ca. 190 m) – Valle del Singol – Val Scaglione – Malga Dalco (ca. 850 m) – Monte Preals (884 m) – Malga Dalco (ca. 850 m) – Dega (904 m) – Valle Pura – Limone

Zahlen und Fakten:

10 Km, 900 HM im Aufstieg, 940 HM im Abstieg, Gute 4 Stunden Gehzeit

Link Onlinekarte (Start- und Endpunkt Trattoria La Milanese):

https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/brescia/gardasee-mai-2009-30.-mai-oberhalb-von-limone/162198479

Anmerkung zur Tour:

Von der Trattoria La Milanese ging es durch das reizvolle Val del Singol. Danach begann der steile Aufstieg bis zur grünen Hochfläche bei Malga Dalco. An einem Aussichtspunkt hatten wir eine schöne Sicht zum gegenüberliegenden Monte Baldo. Der Artenreichtum an Schmetterlingen war immens – Es wurde eifrig fotografiert. Beim Wegweiser Dega begann der steile und im oberen Teil auch etwas ausgesetzte und ruppige Abstieg durch das Valle Pura, eine gewisse Trittsicherheit war erforderlich. Nach unzähligen Abstiegsmetern erreichten wir den oberen Ortsrand von Limone. Hier bummelten wir noch etwas durch die reizvollen Gassen, vorbei an einer üppigen mediterranen Vegetation und ehemaligen „Limonen-Gewächshäusern“.

Botanische Besonderheiten (Auswahl):

27. Mai: Regentag – Spaziergang nach Arco

Leider waren die Wetteraussichten für diesen Tag eher „suboptimal“ – Es waren zumindest zahlreiche Wärmegewitter gemeldet. Ein Alternativprogramm war schnell gefunden: Wir unternahmen direkt vom Hotel aus einen Spaziergang nach Arco (https://de.wikipedia.org/wiki/Arco_(Trentino)). Wir bummelten durch die schönen Altstadtgassen und da das Wetter noch hielt, liefen wir zielstrebig zur Burg hoch. Nicht nur die Burg selbst ist absolut sehenswert (https://de.wikipedia.org/wiki/Burgruine_Arco), sondern auch die üppige mediterrane Vegetation am Burghügel. Nach diesem geschichtlichen und botanischen Exkurs ging es wieder zurück in die Innenstadt. Ein leckeres Gelato durfte natürlich auch nicht fehlen, ebenso eine kleine Shoppingtour in den zahlreichen Sport- und Outdoorläden. Nachmittags gab es immer wieder Regenschauer – Wir erwischten glücklicherweise für den Rückweg ein regenfreies Zeitintervall.

Zum letzten Mal kamen wir in den Genuss eines feinen Abendessens – Wir beschlossen den Vorabend der Abreise mit einem Aperol Sprizz.

28. Mai: Heimreise – Abschied vom Gardasee nehmen

Nach einer rundum gelungenen Wanderwoche am Gardasee mussten wir leider die Heimreise antreten. Für die Rückfahrt wählten wir folgende Strecke: Arco – Trento – Bozen – Meran – Schlanders – Val Mustair – Ofenpass – (den winterlichen) Flüelapass – Sargans – Walensee – Zürich. Wir kamen wohlbehalten und staufrei zuhause an.

Fazit:

Vielfältige Wanderungen von den Berggipfeln bis zum Seeufer

Botanisch gesehen kamen wir voll auf unsere Kosten und lernten die vielfältige Pflanzenwelt von den (sub)mediterranen Tallagen bis zu den Berggipfeln kennen. Dabei entdeckten wir auch einige endemische und sehr seltene Pflanzen

Die botanische Ausbeute bei den Wanderungen in tieferen Lagen (Torri del Benaco, Rocca di Manerba) war leider nicht so ergiebig – Ein Großteil der Vegetation war leider bereits vertrocknet.

Wettermäßig kamen wir voll auf unsere Kosten, abgesehen vom 27. Mai hatten wir Riesenglück mit dem Wetter.

Zu guter Letzt noch ein interessanter Link einer botanischen Exkursion am Gardasee mit teilweise ähnlichen Zielgebieten: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2000/daz-34-2000/uid-7146

 

Vielen Dank für Eure Teilnahme!