Vorwort:
Der Gardasee gehört aufgrund seiner landschaftlich reizvollen Lage und dem italienischen Flair seiner pittoresken Uferorte zu den beliebten Urlaubszielen der Deutschen. Auch für Outdoorfreunde bietet der Lago die Garda unzählige Möglichkeiten: Surfen und Kitesurfen auf dem Wasser, Rennvelofahren entlang der Uferstraßen und natürlich bieten die Berge rund um den See unzählige Möglichkeiten für MTB-, Wander- und Klettersteigtouren.
Abgerundet wird eine Wanderwoche am größten italienischen See natürlich mit reichlich Dolce Vita.
Weitere Infos zum Gardasee unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Gardasee
In Botanikerkreisen ist die Region um den Gardasee für ihren hohen Anteil an endemischen Pflanzenarten berühmt. Ein Teil dieser Pflanzen ist weltweit nur in den Bergen rund um den Gardasee anzutreffen. Nach der rundum gelungenen Wanderwoche im Mai 2009 hofften wir auch diesmal auf eine reiche botanische Ausbeute.
15. Mai : Anreise und kleine Einstiegswanderung
Die Anreise verlief reibungslos über Basel – Luzern – Gotthard – Milano bis an das Westufer vom Lago di Garda. Wenige Kilometer nach Verlassen der Autobahn entdeckten wir ein prächtiges Mohnfeld am Straßenrand – Es wurde natürlich intensiv fotografiert. Danach setzten wir unsere Fahrt bis zur Rocca di Manerba fort. Dieses kleine „Bergmassiv“ bietet trotz seiner geringen Höhe von nur 216 Metern eine imposante Rundumsicht über den südlichen Teil vom Gardasee. An der höchsten Stelle befinden sich die Mauerreste eine Burgruine. In Botanikerkreisen gilt dieses Gebiet als wahres El Dorado – Einige mediterrane Pflanzen erreichen hier die Nordgrenze ihres Verbreitungsgebietes. Bei unserer gut 2stündigen Wanderung entdeckten wir einige seltene
Pflanzen, das Highlight waren zweifelsohne die beiden Orchideen:
- Pflugschar-Zungenstendel: https://de.wikipedia.org/wiki/Pflugschar-Zungenstendel
- Schmetterlings-Knabenkraut: https://de.wikipedia.org/wiki/Schmetterlings-Knabenkraut
Der Rückweg führte uns durch eine interessante bäuerliche Kulturlandschaft – Hier fanden wir u. a.:
- Italienischer Aronstab: https://de.wikipedia.org/wiki/Italienischer_Aronstab
- Venus-Frauenspiegel: https://de.wikipedia.org/wiki/Venus-Frauenspiegel
Danach fuhren wir entlang der „Westküste“ bis zu unserer Unterkunft, dem Hotel Royal Village in Limone: https://www.hotelroyalvillage.it/de. Wir hatten vergangenes Jahr im Oktober sehr gute Erfahrungen mit diesem Hotel gemacht – Für einen Urlaub am Gardasee eine gute Wahl! Es liegt in reizvoller Hanglage oberhalb von Limone, mit einer schönen Außenanlage, das Essen war sehr fein!
16. Mai: Oberhalb von Limone
Unsere Wanderroute:
Unser Hotel (ca. 140 m) – Trattoria La Milanese (ca. 190 m) – Valle del Singol – Val Scaglione – Malga Dalco (ca. 850 m) – Monte Preals (884 m) – Malga Dalco (ca. 850 m) – Dega (904 m) – Valle Pura – Unser Hotel (ca. 140 m)
Zahlen und Fakten: 9 Km, 850 HM im Aufstieg, 850 HM im Abstieg, Gute 4 Stunden Gehzeit
Link Onlinekarte (Bilder sind von Oktober 2009):
Anmerkung zur Tour:
Heute stand eine Wanderung mit Start beim Hotel auf dem Programm – Unsere heutige Runde führte uns vom Hotel bis zu einer grünen Alm oberhalb von Limone. Von unserer Unterkunft liefen wir vorbei an der Trattoria La Milanese und durch das reizvolle Val del Singol. Danach begann der steile Aufstieg bis zur grünen Hochfläche bei Malga Dalco. An einem Aussichtspunkt hatten wir eine schöne Sicht zum gegenüberliegenden Monte Baldo, der in seinen Gipfellagen noch relativ viel Restschnee aufwies. Im Gegensatz zum letzten Jahr war diesmal die Vegetation etwas später dran – Die Blätter der Bäume strahlten noch in einem frischen Grünton, im Gegensatz zu Mai 2009 wirkte alles noch etwas frühlingshafter. Beim Wegweiser Dega begann der steile und im oberen Teil auch etwas ausgesetzte und ruppige Abstieg durch das Valle Pura, eine gewisse Trittsicherheit war erforderlich. Nach unzähligen Abstiegsmetern erreichten wir den oberen Ortsrand von Limone, wo wir uns eine kleine Einkehr in einer Trattoria gönnten. Danach war es nicht mehr weit bis zum Hotel.
Botanische Besonderheiten (Auswahl):
- Walliser Levkoje: https://www.infoflora.ch/de/flora/matthiola-valesiaca.html
- Violetter Dingel: https://de.wikipedia.org/wiki/Violetter_Dingel
17. Mai: Unterwegs in den Bergen vom Valvestino
Unsere Wanderroute:
Rif. Cima Rest (ca. 1200 m) – Malga Casina – Malga Tombea (1820 m) – Bocca di Campei (1822 m) – Malga Tombea (1820 m) – Bocca di Caplone (1755 m) – Malga Casina – Rif. Cima Rest (ca. 1200 m)
Zahlen und Fakten: 15 Km, 910 Höhenmeter im Auf- und 930 Hm im Abstieg, knappe 6:00 Stunden
Link Onlinekarte:
Anmerkung zur Tour:
Die Berge rund um das Valvestino sind in Botanikerkreisen für ihren immensen Reichtum an seltenen Pflanzen bekannt, Die Verbreitung von einigen dieser botanischen Kostbarkeiten ist auf diese Bergregion beschränkt. Die Flora ist hier noch artenreicher ist als am bekannten Monte Baldo. Der Bereich zwischen Monte Tremalzo und Cima Tombea wurde zu einem der wertvollsten Biotope Italiens erklärt.
Die Anfahrt vom Hotel bis zum Wanderausgangspunkt beim Rif. Cima Rest oberhalb Magasa dauerte weitaus mehr als eine Stunde – Doch es hatte sich gelohnt. Der breite Wirtschaftsweg führte uns anfangs durch frühlingshafte Bergweiden, für ein kurzes Stück durch einen prachtvollen südalpinen Buchenwald mit noch relativ frischen Laub an den Bäumen, danach wieder in freies Gelände. Gleich nach der Malga Casina bogen wir links in einen Wanderpfad ab, der stetig anstieg und uns bis zum Almgebäude von Malga Tombea führte. Hier bogen wir rechterhand ab und liefen auf einen alten Kriegsweg weiter – Jetzt waren wir endgültig im Reich der Endemiten angekommen: Unmittelbar beim Felsentunnel findet man normalerweise den Tombea-Steinbrech und das Felsen-Steinröschen – Beides Pflanzen, die weltweit nur in dieser Region zu finden sind. Leider fanden wir diese beiden Endemiten noch nicht blühend vor, stattdessen entdeckten wir noch dutzende Christrosen und Leberblümchen. Der vergangene Winter am Gardasee muss wirklich lang und schneereich gewesen sein. Wir liefen noch bis zur Bocca Campei weiter, dann ging es zurück bis zur Malga Tombea. Jetzt folgten wir einem breiten Almweg, der uns bis zur Bocca di Caplone führte, hier begann der eigentliche Abstieg entlang dieses serpentinenreichen Wirtschaftswegs. Auf einer Höhe von ca. 1300 Metern verließen wir den breiten Weg und bogen linkerhand in einen anderen Wirtschaftsweg ab, der uns wieder bis zur Verzweigung oberhalb von Malga Casina leitete. Auf bereits bekannten Wege ging es zurück bis zum Ausgangspunkt Rif. Cima Rest.
Fazit: Obwohl die botanische „Ausbeute“ diesmal eher bescheidener war, gehört diese Wanderung aufgrund der wilden und abgeschiedenen Bergszenerie zu den interessantesten Touren am westlichen Gardasee.
Botanisches Highlight:
- Pracht-Primel: https://de.wikipedia.org/wiki/Pracht-Primel
18. Mai: Monte Altissimo – Unterwegs am nördlichen Monte-Baldo-Kamm
Unsere Wanderroute:
Bergstation Monte-Baldo Seilbahn „Bocca Tratto Spin“ (1752 m) – Bocca di Navene (1425 m) – Monte Altissimo di Nago (2079 m) – Rifugio Graziani (1617 m) – Malga Tolghe (1450 m) – Bocca di Navene (1425 m) – Bergstation Monte-Baldo Seilbahn „Bocca Tratto Spin“ (1752 m)
Zahlen und Fakten: 17 Km, 1000 HM im Auf- und Abstieg, Ca. 6 Stunden
Link Onlinekarte (Bilder von Mai 2009):
Anmerkung zur Tour:
Fahrt mit dem PKW von Limone bis Melcesine, danach fuhren wir mit der Seilbahn zur Bocca Tratto Spin am Monte-Baldo-Hauptkamm, traumhafter Blick auf den 1700 Meter tiefer liegenden See. Abstieg bis zur Bocca di Navene, dem tiefsten Punkt im Monte-Baldo-Hauptkamm und Grenze zwischen den Regionen Trentino und Venetien. Kurzes Stück der Straße entlang Richtung Norden, danach sind wir linkerhand auf einen markierten Pfad abgebogen – Es begann der Aufstieg zum Rifugio Damiano Chiesa, welches nur wenige Meter unterhalb des Gipfels liegt. Eine kleine Einkehr war natürlich obligat. Abstieg über den langen Ziehweg bis zum Rifugio Graziani, danach über die Alm Malga Tolghe zurück zur Bocca d. Navene und schließlich über ein Fahrsträßchen bis zur Bergstation.
Fazit: Anstatt Pfingstrosen und Affodill wie im vergangenen Mai entdeckten wir noch zahlreiche Frühblüher und mussten unterhalb vom Gipfel auch ein Schneefeld queren.
Botanische Besonderheiten:
- Tiroler Windröschen: https://de.wikipedia.org/wiki/Tiroler_Windröschen
- Südalpen- Lungenkraut: https://www.infoflora.ch/de/flora/pulmonaria-australis.html
19. Mai: Genusswanderung bei Torri del Benaco
Unsere Wanderroute:
Torri del Benaco (67 m) – Prandine (177 m) – Kapelle San Siro (210 m) – Crero (207 m) – Felszeichnungen von Crero – Anze (180 m) – Loncrino di sotto – Torri del Benaco (67 m)
Zahlen und Fakten: 10 Km, 280 HM im Auf- und Abstieg, Gute 3 Stunden (gemütlich)
Link Onlinekarte (Bilder vom Oktober 2009):
Anmerkung zur Tour:
Heute stand eine Tour durch eine liebliche Hügellandschaft am südöstlichen Teil des Lago di Garda auf dem Programm – Ausgangspunkt war das idyllische Torri del Benaco. Die genussvolle und abwechslungsreiche Wanderung führte uns durch zahlreiche Olivenhaine, es ging durch kleine Bauerndörfer und ebenso durch mediterran geprägte Buschwälder. Das Highlight waren die Felszeichnungen bei Crero: www.torridelbenaco.de/die_felszeichnungen.htm. Die Vielfalt an Pflanzen war einfach überwältigend – Eine traumhafte Genusswanderung, wir entdeckten einige mediterrane Pflanzen und genossen die wechselten Ausblicke überm See und zum gegenüberliegenden Seeufer mit dem markanten Monte Pizzocolo, ein Ziel für künftige Gardasee-Wanderwochen: https://de.wikipedia.org/wiki/Monte_Pizzocolo.
Am Ende der Wanderung bummelten wir noch durch Torri d. Benaco und genossen etwas Dolce Vita am Lago.
Danach ging es zurück zum Hotel – Ein feines Essen und reichlich Vino de la Casa rundeten diesen gelungenen Tag ab.
Botanische Besonderheiten:
- Dreizähniges Knabenkraut: https://de.wikipedia.org/wiki/Dreizähniges_Knabenkraut
- Illyrische Siegwurz: https://de.wikipedia.org/wiki/Illyrische_Siegwurz
- Kretische Zistrose: https://de.wikipedia.org/wiki/Kretische_Zistrose
- Fliegen-Ragwurz: https://de.wikipedia.org/wiki/Fliegen-Ragwurz
- Kicher-Platterbse: https://www.infoflora.ch/de/flora/lathyrus-cicera.html
20. Mai: Pregasina – Cima di Mughera
Unsere Wanderroute:
Pregasina (532 m) – Bocca Larici (907 m) – Malga Palaer (946 m) – Passo Rocchetta (1159 m) – Cima di Mughera (1161 m) – Passo Rocchetta (1159 m) – Pregasina (532 m)
Zahlen und Fakten: 11 Km, 780 HM im Auf- und Abstieg, Knappe 5 Stunden Gehzeit
Link Onlinekarte:
Anmerkung zur Tour:
Die letzte Tour der gesamten Wanderwoche führte uns zu einer Aussichtsloge oberhalb Limone. Der Hin- und Rückweg zum Cima di Murghera war landschaftlich sehr reizvoll mit zahlreichen Tiefblicken auf den fjordartigen Gardasee, hinüber zum Monte Baldo und natürlich wieder mit einer prächtigen Flora. Insgesamt gehört diese Tour zu den einfacheren Wanderungen am nördlichen Gardasee und ist auch für nicht so schwindelfreie Tourengänger geeignet – Ein Großteil der Route verläuft auf breiten Wegen.
Botanische Besonderheiten (Auswahl):
- Steinbrech-Leimkraut: https://www.pflanzen-deutschland.de/Silene_saxifraga.html
- Walliser Levkoje: https://www.infoflora.ch/de/flora/matthiola-valesiaca.html
- Alpen-Lein: https://de.wikipedia.org/wiki/Alpen-Lein
21. Mai: Heimfahrt und Abschluss-Wanderung im Vinschgau
Nach einer rundum gelungenen Wanderwoche am Gardasee mussten wir leider die Heimreise antreten. Wir ließen uns ausgiebig Zeit und machten bei den Steppenhängen im Vinschgau einen Zwischenhalt. Die südexponierten Hänge im Vinschgau werden auch als „Sonnenberg“ bezeichnet und beherbergen eine steppenartige Flora. Ein botanisch besonders wertvoller Steppenrasen befindet sich direkt oberhalb der Gemeinde Laas. Leider entdeckten wir während unserem ca. 1stündigen Spaziergang keine botanische Rarität. Aufgrund des kalten Winters war auch im Vingschau die Vegetation im Rückstand.
Weitere Infos unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenberg_(Vinschgau)
Rückfahrt war identisch mit dem Hinweg: Über Val Mustair – Ofenpass – (den winterlichen) Flüelapass – Sargans – Walensee – Zürich. Wir kamen wohlbehalten und staufrei zuhause an.
Fazit:
Wie bereits im Vorjahr eine rundum gelungene Wanderreise an den Gardasee mit einer vielfältigen und bunten Flora
Aufgrund des langen und harten Winters waren viele Pflanzen im „Verzug“, so entdeckten wir diesmal nicht die Anzahl an Endemiten wie im Mai 2009
Vielfältige Wanderungen von den Berggipfeln bis zum Seeufer
Zu guter Letzt noch ein interessanter Link einer botanischen Exkursion am Gardasee mit teilweise ähnlichen Zielgebieten: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2000/daz-34-2000/uid-7146
Vielen Dank für Eure Teilnahme!