Menorca ist mit etwa 700 qkm die zweitgrößte und zugleich ursprünglichste Insel der Balearen. 1993 wurde sie von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt – als Anerkennung und Schutzmaßnahme für ihre einzigartigen Landschaften, den weiten Himmel, die sanften Felder und die malerischen Buchten. Über die Hälfte der Inselfläche steht unter Naturschutz. Das hat Menorca nicht nur vor intensiver Bebauung bewahrt, sondern auch vor einer flächendeckenden touristischen Erschließung. Insgesamt gibt es 19 besonders schützenswerte Naturgebiete, und große Teile der Küstenlinie sind als Wasserschutzgebiete ausgewiesen.
Der Großteil unserer Wanderungen orientierte sich am Fernwanderweg GR 223, besser bekannt als Camí de Cavalls. Ursprünglich im 14. Jahrhundert als Küstenpatrouillenweg und Verbindungsroute zwischen den Ländereien der Inselbewohner angelegt, ermöglicht er heute auf rund 185 Kilometern die komplette Umrundung der Insel zu Fuß – ein wahres Paradies für Wanderfreunde.
Idealer Ausgangspunkt für unsere Touren war das Grupotel Playa Club in Son Xoriguer. Am Rand eines der schönsten Naturschutzgebiete Menorcas gelegen, überzeugte es mit seiner tropisch gestalteten Gartenanlage und einem ausgezeichneten Restaurant, das uns mit regionaler Küche verwöhnte.
Zum Auftakt unserer Wanderwoche erwartete uns gleich am ersten Tag ein beeindruckender historischer Weg: Ein alter, gut erhaltener Pflasterpfad führte uns hinauf zum Castell de Santa Àgueda. Dort oben erinnern ein Wachturm und die Überreste der Festungsmauern an die Zeit der islamischen Herrschaft auf Menorca. Fast 400 Jahre lang – von 902 bis 1287 – prägten die Araber die Insel, und von den Ruinen ihrer einst mächtigen Festung bot sich uns ein weiter Blick über die Landschaft bis zur Küste.
Nach einer kurzen Fahrt mit unserem exklusiven Wanderbus erreichten wir das zweite Etappenziel des Tages, die talayotische Siedlung Torre d’en Galmés. Auf einer Anhöhe gelegen, gilt sie als die größte ihrer Art auf Menorca. Die Talaiot-Kultur – benannt nach den charakteristischen, turmartigen Steinbauten („Talaiots“) – existierte etwa von 1400 v. Chr. bis zur Ankunft der Römer.
Nach einem kurzen Rundgang durch diese faszinierende archäologische Stätte begaben wir uns auf einen besonders reizvollen Abschnitt des Fernwanderwegs GR223. Dieser führte uns durch ein harmonisches Mosaik aus Feldern, flankiert von endlosen Trockensteinmauern und durchzogen von typischen menorquinischen Gattertoren. Als Höhepunkt des Tages wanderten wir schließlich durch einen mystischen Steineichenwald hinab in die Schlucht Barranc de Llucalari, die an einer kleinen Bucht endet. Von dort war es nur noch ein kurzer Anstieg bis zum Kamm der höchsten Steilküste im Süden der Insel. Pünktlich vor einem aufziehenden Unwetter erreichten wir den Strand von Son Bou – mit vier Kilometern Länge der weitläufigste Sandstrand Menorcas.
Am zweiten Wandertag führte unsere Tour in einen der unzugänglichsten Abschnitte der Nordküste Menorcas. Auf dem Camí del Pilar – einem botanischen Lehrpfad durch einen märchenhaften Eichenwald mit üppiger Macchia-Vegetation – erreichten wir nach etwa einer halben Stunde einen traumhaften Aussichtspunkt mit Blick auf die wilde Nordküste. Zur Rechten bot sich ein fantastischer Blick auf die Cala del Pilar, deren geologische Mischung aus Sandstein und Schiefer ein faszinierendes Farbspiel hervorzaubert.
Nach links wanderten wir auf einem teilweise gepflasterten Pfad hinab zum Macar d’Alfurinet, einem für die Insel typischen Strand aus groben Steinblöcken. Entlang einer alten Trockensteinmauer führte unser Weg wieder ins Landesinnere – eine sanftere Route, um die steilen Höhenunterschiede des Muntanya-Mala-Gebirges zu umgehen. Ein magischer Tunnel aus dichtem Steineichen- und Kiefernwald begleitete uns über einen Bergsattel bis zur Quelle von Sa Teula, wo wir eine willkommene Rast einlegten. Anschließend wanderten wir entspannt auf einem alten Wirtschaftsweg weiter – vorbei an idyllischen Steineichenhainen und blühenden Frühlingsfeldern – bis zur Cala d’Algaiarens. Diese paradiesische Bucht mit ihrem feinen weißen Sand und türkisblauen Wasser bot den idealen Ort für unsere Mittagspause.
Frisch gestärkt machten wir uns auf zur letzten Etappe Richtung Cala Morell – bekannt für ihre beeindruckenden Nekropolen aus der Zeit der Talayot-Kultur. Vorbei am kleinen Hafen von Ses Fontanelles, der die bewaldete Region von der kargen Nordküste trennt, wanderten wir durch eine abwechslungsreiche Karstlandschaft mit bizarren Felsformationen, steilen Klippen und natürlichen Steinbögen. Schließlich tauchten am Horizont die ersten weißen Häuser der Siedlung Cala Morell auf – unser Ziel war erreicht.
Am dritten Wandertag begann unser Programm mit einem Besuch der Inselhauptstadt Maó – einer Stadt, die sich wie ein natürlicher Balkon über den beeindruckenden Naturhafen erhebt und den Charme Menorcas auf besondere Weise bewahrt hat.
Zunächst widmeten wir uns dem fjordähnlichen Hafen, der mit über fünf Kilometern Länge und rund einem Kilometer Breite zu den größten Naturhäfen des Mittelmeers zählt. Während einer spannenden Hafenrundfahrt wurde schnell deutlich, warum dieser Ort über Jahrhunderte hinweg von großer strategischer Bedeutung für viele fremde Mächte war.
Anschließend erkundeten wir bei einem kurzen Rundgang die malerische Altstadt von Maó mit ihren historischen Gebäuden, belebten Plätzen, engen Gassen und herrlichen Aussichtspunkten über das Hafenpanorama.
Dann hieß es Abschied nehmen – unser Wanderbus brachte uns zum Cap de Favàritx, einem markanten Kap mit dem 1922 errichteten gleichnamigen Leuchtturm. Die karge, dramatische Landschaft rund um das Kap trägt nicht umsonst den Beinamen „Finisterre menorquín“ – das „Ende der Welt“ Menorcas.
Von hier aus starteten wir in einen besonders eindrucksvollen Abschnitt des Camí de Cavalls: Ein abwechslungsreicher Pfad führte uns im stetigen Auf und Ab entlang der wilden Ostküste vorbei an unberührten Buchten, bizarr geformten Felsen und durch die typische Vegetation Menorcas.
Ein besonderes Highlight war der Abstecher in den Naturpark S’Albufera des Grau – das Herzstück des Biosphärenreservats. Dieses bedeutende Feuchtgebiet bietet Lebensraum für über 8000 Vögel und ist ein eindrucksvolles Beispiel für die natürliche Vielfalt der Insel.
Am vierten Wandertag brachte uns unser Wanderbus zunächst hinauf auf den Monte Toro – mit 362 Metern die höchste Erhebung der Insel. Menorca ist eine Insel voller sanfter Hügel – und einem einzigen Berg: dem Monte Toro. Ein Besuch des Gipfels ist ein absolutes Muss, denn von hier bietet sich ein spektakulärer Rundblick über die gesamte Insel. Ursprünglich als befestigte Anlage zum Schutz vor Piraten erbaut, befindet sich heute auf dem Gipfel ein Franziskanerinnenkloster, das der Schutzpatronin Menorcas – der dunkelhäutigen Jungfrau – gewidmet ist.
Anschließend genossen wir eine eindrucksvolle Busfahrt zum nördlichsten Punkt der Insel, der wie eine schmale Landzunge in Richtung Frankreich zeigt. Dort thront der Leuchtturm am Cap de Cavalleria auf einer 90 Meter hohen Steilküste aus hellem Kalkgestein. Er wurde am 1. März 1857 eingeweiht und zählt zu den eindrucksvollsten Punkten der Insel.
Vorbei an einem ehemaligen Militärlager aus der Römerzeit führte uns unsere leichte Wanderung abwechslungsreich um die Landspitzen Punta de sa Talaieta und Punta Negra, wo das Erdreich fast vulkanisch dunkel gefärbt ist. Beim Feuchtgebiet Prat de Lluriac nahe der Cala Tirant ließen wir den Wandertag in einem gemütlichen Xiringuito bei einer wohlverdienten Einkehr entspannt ausklingen.
Am fünften und letzten Wandertag ging es noch einmal an die Südküste – zur Königsetappe. Der Auftakt war eine eindrucksvolle Wanderung zur größten Höhle Menorcas: Von dem hübschen weißen Dorf Es Migjorn Gran führte uns der Weg durch die grüne Schlucht Barranc de Binigaus zur Cova des Coloms, einer Höhle von kathedralenartiger Größe. Über schmale, teils gepflasterte Pfade erreichten wir am Ende der Schlucht den idyllischen Strand von Binigaus.
Von dort aus wanderten wir auf einem abwechslungsreichen Küstenpfad westwärts zur Cala Escorxada, einer der abgelegensten und zugleich schönsten Buchten Menorcas. Durch die Schlucht Trebalúger ging es weiter durch eindrucksvolle Wälder bis zur Cala Mitjana. Der stimmungsvolle Wechsel zwischen Küste und Hinterland machte den besonderen Reiz dieser Etappe aus.
Am darauffolgenden Ruhetag bot Susanne einen Ausflug nach Ciutadella an. Bis 1722 Inselhauptstadt, beeindruckt die Stadt mit rund 30.000 Einwohnern heute durch prachtvolle Renaissancepaläste, Herrenhäuser und Kirchen. Ein Stadtbummel durch die engen Gassen der Altstadt – beginnend am Rathaus – und der Besuch des langgestreckten Naturhafens bildeten einen stimmungsvollen Abschluss dieser besonderen Wanderwoche auf Menorca, der kleinen Perle im Mittelmeer.
Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals bei allen Teilnehmern für die angenehme und wertschätzende Begleitung auf unseren Touren bedanken.
Ein herzliches Dankeschön an Schwilski Wanderreisen (https://schwilski-wanderreisen.de) für die hervorragende Orga!!