03.04. – 06.04.2015: (Botanische) Osterwandertage im Wallis

Vorwort:

Bereits im November 2014 (im Rahmen der Jahresübersicht 2015) wurde diese Kurzreise angekündigt. Innerhalb von wenigen Wochen war diese Reise komplett ausgebucht, unsere Kurzreisen über Ostern sind einfach sehr begehrt. Selbst der Kursanstieg des Schweizer Frankens (und ein damit höherer Reisepreis) schreckte die bisherig angemeldeten Personen nicht ab.

Nach einer Wartezeit, verbunden mit einer Vorfreude, war es dann endlich soweit: Am Karfreitag, 03. April 2015 fuhren 12 Personen gemeinsam ins Wallis.


03. April: Einstiegswanderung an der Lötschbergsüdrampe

Wir fuhren gemütlich über Basel – Bern – Thun bis zur Bahnverladung in Kandersteg. Der obere Teil vom Kandertal war frisch verschneit, wir fühlten uns in den Winter zurückversetzt. Nachdem unsere PKW´s auf dem Zug verladen waren, ging es per Bahnverlad durch den Lötschbergtunnel. Das Wallis begrüßte uns mit bewölktem Himmel, aber ohne Neuschnee. Bald erreichten wir Niedergesteln (639 m), wo wir unsere Autos kostenlos beim Parkplatz Jolibach parkieren konnten und von einer weiteren Teilnehmerin aus Zürich begrüßt wurden. Wir wählten den steilen Aufstieg, der uns im stetigen Zickzack durch einen felsendurchsetzten Südhang führte. Im Sommer wäre diese Tour wohl ein schweißtreibendes Unternehmen, an Karfreitag 2015 war es noch recht frisch. Auch entdeckten wir nur sehr wenige Pflanzen, meistens Bestände vom Fingerkraut und verschiedene blühende Weiden. Wir erreichten bald die imposante Hängebrücke und folgten dann dem Wanderweg Richtung Hohtenn. Dieser Weg war sehr aufwendig im Steilhang angelegt und vorbildlich gesichert. Wir wurden mit einer schönen Sicht Richtung Mittelwallis und dem ersten Sonnenschein belohnt. Bei Lidu (1039 m) stiegen wir linkerhand ca 150 Höhenmeter ab folgten dann westwärts der Lüögjeru-Soune (https://de.wikipedia.org/wiki/Suone) bis nach Hohtenn (815). In diesem kleinen und schmucken Wallisdorf machten wir unsere überfällige Mittagspause und genossen die immer stärker scheinende Sonne. Der kurze Aufstieg zur Station Hohtenn (1077 m) führte uns durch einen lichten Kiefernwald mit zahlreichen Misteln an den Bäumen. Beim Bahnhof befindet sich ein sehr aussichtsreicher Rastplatz, hier spendierte uns der Organisator einen Wein der WG Wolfenweiler. Für den Weiterweg wanderten wir dem offiziellen Südrampenweg und genossen jetzt die schöne Aussicht rhôneaufwärts. Bei Lidu (1039 m) erreichten wir wieder den Hinweg und liefen über die Hängebrücke und den Serpentinenweg wieder zurück nach Niedergesteln.

Eine absolute Genusstour, für die wir uns viel Zeit ließen – Gerade richtig nach einer kurzen Nacht und einer längeren Anreise. Dennoch bewältigten wir insgesamt gute 600 Höhenmeter.

Danach fuhren wir gemeinsam in unsere Unterkunft in Visp, dem Bildungshaus St. Jodern.

Nach einem reichhaltigen Nachtessen bummelten wir noch etwas durch die Altstadt von Visp und testeten den Nachtmodus unserer Kamera 🙂

04. April: Sion – 3 Burg(ruinen), Kultur und überraschend viel Botanik

Eigentlich war an diesem Tag eine schöne Suonenwanderung oberhalb von Sierre mit Ausgangspunkt Lens geplant. Aber alle Wetterdienste im Internet wie auch im Schweizer Fernsehen prognostizierten einen Tag mit viel Regen. Unser Organisator hatte als Walliskenner eine gute Alternative auf Lager: Einen Besuch der Kantonshauptstadt Sion (https://de.wikipedia.org/wiki/Sitten) verbunden mit einer kleinen Wanderung zu einem aussichtsreichen Hügel.

Bereits die Anreise war ein Erlebnis – Es ging rhôneabwärts und zu unserer Überraschung schien zeitweise sogar die Sonne. Beim Parkplatz Lac du Mont d´Orge (643 m) oberhalb von Sitten (dt. Name für Sion) konnten wir gut parkieren. Der Weg führte uns von Anfang an sehr aussichtsreich und steil durch mediterran getönte Trockenrasen mit zahlreichen Berg-Küchenschellen (https://de.wikipedia.org/wiki/Berg-Kuhschelle). Leider waren aufgrund der trüben Witterung die prachtvollen Blüten noch geschlossen, dennoch lauschten wir gespannt den informativen Erklärungen von Jochen und genossen die Sicht über Sion. Nach kurzer Zeit erreichten wir den Gipfel vom Mont d´Orge (786 m) mit den Resten einer ehemaligen Burg. Für den Abstieg wählten wir einen schmalen Pfad auf der Nordseite. Anstatt eines Trockenrasens fanden wir jetzt einen dichten Laubwald mit Flaumeichen und seltenen Ahornarten vor. Der Rückweg entlang der Bisse Siphon (Bisse = franz. für Suone) führte uns aussichtsreich und leicht ausgesetzt zurück zum Ausgangspunkt.

Danach liefen wir den Wanderweg bis in die schmucke Innenstadt und genossen das französisch anmutende Flair der Kantonshauptstadt. Hier hatten wir nun „Zeit zur freien Verfügung“: Ein Teil der Gruppe blieb in der Altstadt, andere Personen gingen in ein Museum, wiederrum andere Teilnehmer liefen mit dem Organisator auf die große Burgruine Tourbillon. An diesem schönen Ort verbinden sich auch wieder imposante mittelalterliche Baukunst mit reichlich Botanik an den steilen Felsrasen. Jochen erläuterte uns wieder einige botanische Schätze, besonders imposant waren die zahlreichen Schwertlilien und die Prachtexemplare der Schopfigen Traubenhyazinte (https://de.wikipedia.org/wiki/Schopfige_Traubenhyazinthe). Wir trafen uns zur vereinbarten Zeit wieder am Brunnen in der Fußgängerzone und liefen dann zurück zu unseren Autos.

Ein Teil der Gruppe fuhr bereits nach Visp zurück, 4 Personen unternahmen noch einen Kurzausflug zum Lac Soutterain (https://de.wikipedia.org/wiki/Lac_Souterrain_de_Saint-Léonard) nach St. Leonard, dem größten Unterwassersee in Europa. Die 30minütige Bootsfahrt hatte sich wirklich gelohnt.

Zum Nachtessen war unsere Gruppe wieder geeint und der einhelligen Meinung, dass Sion mehr als nur ein Alternativprogramm ist. Entgegen aller Wetterprogosen gab es kein Regen (mal von ein paar Tropfen abgesehen). Das Mittelwallis wird nicht umsonst als die trockenste Region der Schweiz bezeichnet!

05. April: Zu den Lichtblumen von Eischoll

Für Ostermontag war wieder gutes Wetter und zumindest etwas Sonnenschein gemeldet – Also ideales Wetter für unsere sportliche ambitionierte Wanderung. Bereits nach wenigen Kilometern erreichten wir Turtig (639 m), wo wir bei der Talstation der Bergbahn parkieren konnten (7 CHF!). Wir folgten der Beschilderung Richtung Wandflüe (918 m), die wir über einen schönen Serpentinenweg erreichten. Anfangs verlief dieser Weg als Kreuzweg mit zahlreichen Bildstöcken, später ging es durch einen lichten Wald mit einigen Leberblümchen. Kurz vor Birch (1009 m) ließen wir den Wald hinter uns und liefen jetzt durch offene Wiesen. Am Ortsrand von Bürchen folgten wir einfach der Beschilderung nach Eischoll und kamen bald bei der idyllisch gelegenen Kapelle Capetsch (1222 m) vorbei. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir relativ sportlich unterwegs, doch nun kam der „gemütlichere“ Teil der Tour. Beim Dorfplatz von Unterbäch (1216 m) hielten wir uns an die Beschilderung „Eischoll Haltsuon“ und noch vor Eischoll, auch als „Heimat der Lichtblume“ bekannt, sahen wir die ersten Exemplare der Lichtblume: Am Ortsrand fanden wir ganze Wiesen dieser prachtvollen Pflanze, die in der Schweiz nur im Wallis vorkommt. Wir kamen aus dem Staunen und Fotografieren nicht mehr heraus. Pünktlich zur Mittagszeit kamen wir in der Ortsmitte (1219 m) an, wo wir direkt bei der neuen „Eischoll Arena“ unsere obligatorische Mittagspause machten. Danach liefen wir den Lichtblumenpfad (https://www.turtmanntal.ch/site/images/lichtblumenpfad.pdf) und erreichten bei der Grillstelle Habere (1350 m) den höchsten Punkt der heutigen Wanderung. Wir dehnten unsere Tour allerdings etwas aus und machten noch einen Abstecher zur aussichtsreichen Alm Ifil (1236 m) – Hier hatten wir eine schöne Sicht Richtung Mittelwallis. Bei der Minikapelle Tännholz (1191 m) erreichten wir wieder den regulären Parcour des Lichtblumenpfades. Teilweise sehr aussichtsreich ging es wieder zurück in die Ortsmitte von Eischoll. Zur Belohnung des heutigen Tages spendierte uns Jochen einen Sekt der WG Wolfenweiler. Danach machten wir uns an den Abstieg, der uns auf der gegenüberliegenden Schluchtseite des Aufstiegsweges wieder hinunter nach Turtig brachte. Während des ganzen Abstieges entdeckten wir zahlreiche Frühlingsboten: Krokusse, Lerchensporn und unzählige Leberblümchen in allen Farbvariationen.

Nach einer reinen Gehzeit von guten 5 Stunden und ca. 800 Höhenmetern kamen wir wieder bei unseren Autos an. Diese Wanderung bestand aus wirklich 2 verschiedenen Teilen: Sportlich während des Aufstieges und Abstieges und als gemütliche botanische Exkursion auf dem Plateau rund um Eischoll. So haben wir eine der größten botanischen Besonderheit im Wallis geschickt mit einer sportlichen Tour kombiniert.

06. April: Der „Sentier des Adonis“ bei Saxon und Heimfahrt

An Ostermontag war im gesamten Wallis strahlender Sonnenschein gemeldet und auch wir wurden bereits frühmorgens von einem blauen Himmel begrüßt. Nach einem sehr leckeren und reichhaltigen Frühstück mussten wir Abschied von Visp und dem Oberwallis nehmen. Wir bedanken uns beim gesamten Team vom Bildungshaus St. Jodern für die Gastfreundschaft und den hervorragenden Service. Nach einer knapp 60minütigen Anfahrt kamen wir beim Bahnhof Charrat-Fully (461 m) im unteren Rhônetal bei Martigny an. Schon nach wenigen Metern entdeckten wir die auffälligen „Adonis-Wegweiser“. In der Nacht war es bitterkalt, so dass es sogar leichten Frost gab. Einige Gartenbesitzer hatten ihre Aprikosenbäume mit Wasser besprüht, so dass ein Eisfilm die empfindlichen Blüten vor dem Nachtfrost schützte. Im Ortsteil Vison (462 m) bog der Weg rechterhand ab und bereits nach wenigen Metern erreichten wir den Adonishügel mit zahlreichen Frühlings-Adonisröschen (https://de.wikipedia.org/wiki/Frühlings-Adonisröschen). Diese Pflanze wächst hauptsächlich in den Steppengebieten Osteuropas und kommt in der gesamten Schweiz nur an 2 Stellen im Wallis vor. Wir waren wieder sehr beeindruckt von dieser Blütenpracht, machten zahlreiche Fotos und genossen gleichzeitig die Sicht zu den schneebedeckten Bergen. Dieses Farbenspiel aus strahlendblauen Himmel, sonnengelben Adonisröschen und den schneebedeckten Bergspitzen war einfach phänomenal und Balsam für die Seele. Jetzt folgten wir dem Wanderweg nach Saxon, mal verlief der Weg durch einen lichten Laubwald, dann wieder durch Rebgelände mit blühenden Aprikosenbäumen. Dieses weiße Blütenmeer war vor allem in Kombination mit den schneebedeckten Bergen sehr fotogen. Am Ortseingang von Saxon war der Wendepunkt unserer heutigen Wanderung – Jetzt liefen wir eine Etage höher Richtung La Gite (700 m). Der Weg war wieder sehr aussichtsreich und führte durch zahlreiche Aprikosenplantagen. Bei Le Gite machten wir eine kleine Mittagspause und liefen dann zurück nach Vison. Kurz davor kamen wir an einem weiteren Steppenhang mit einem großen Vorkommen von Adonis vernalis und einigen Berg-Küchenschellen vorbei. Nochmals war intensives Fotografieren angesagt, bevor wir uns an den Rückweg zum Bahnhof machten.

Die Tour hatte eine Länge von ca. 9-10 Km bei etwa 250 Höhenmetern, wir waren inklusive aller Pausen mehr als 4,5 Stunden unterwegs.

Die Rückfahrt verlief reibungslos, so dass alle Teilnehmer wieder wohlbehalten zuhause ankamen.

Fazits:

Unser Oster-Kurzurlaub war rundum gelungen, einen großen Dank an die harmonische Gruppe

Wir entdeckten wohl die 3 größten botanischen Kostbarkeiten, welche das Wallis im Frühjahr zu bieten hat: Frühlings-Adonisröschen, Berg-Küchenschelle und Lichtblume

Durch die informativen botanischen Erklärungen haben wir wieder einige neue Pflanzen kennengelernt

Einen großen Dank gebührt den Autofahrern!

Wir freuen uns bereits auf den nächsten Besuch im Wallis! Denn es gibt dort noch zahlreiche botanische Schätze zu entdecken