Seit 2010 gehören die Wandertage am Comer See zum festen Bestandteil der Straußenclique und sind nicht mehr aus unserem Tourenkalender wegzudenken. So war es nicht allzu verwunderlich, dass diese Kurzreise auch diesmal wieder recht schnell ausgebucht war. Kein Wunder bei dem leckeren Essen, dem reizvoll in Seenähe gelegenen Hotel und natürlich auch wegen den schönen Wanderungen inmitten einer alpinen und gleichzeitig mediterranen Landschaft.
Dieses Mal waren wir 17 Teilnehmer, die voller Vorfreude aus allen Himmelsrichtungen anreisten…Im Gegensatz zu den letzten Jahren fand dieser Kurzurlaub zum ersten Mal seit 2016 wieder an Pfingsten und nicht wie gewohnt an Ostern statt.
16. Mai: Anreise und (Regen)Wanderung Monte Barro (922 m)
Jedes Jahr seit 2008 (mit Ausnahme von 2011) startete unser Kurzurlaub am Comer See mit einer Wanderung am Monte Barro. Diesmal verlief die Anreise mit „nur“ 10 Minuten Stau vor dem Gotthard. Wohlbehalten trafen schließlich alle TeilnehmerInnen am vereinbarten Treffpunkt in Galbiate ein. Nach einem feinen Cappuccino in einer landestypischen Bar konnten wir schließlich zu unserer ersten Wanderung starten. Aufgrund der starken Regenfälle der vergangenen Tage war natürlich nicht an eine Tour auf den felsigen Gipfel des Monte Barro zu denken. Wir liefen auf der Ostseite des Bergmassives (Weg Nr. 301) bis zur idyllisch gelegenen Schutzhütte Baita Pian Sciresa, welche wir fast auf die Sekunde genau mit Beginn des nächsten Gewitterschauers erreichten. Somit verweilten wir länger an diesem schönen Ort und machten ein ausgiebiges Picknick inklusive eines kleinen Umtrunkes mit einem Rotwein aus dem Markgräflerland. Auf gleichem Wege ging es zurück in den Ortskern von Galbiate, die Hälfte des Rückweges mussten wir leider bei Regen zurücklegen.
Trotz der kleinen Wanderung entdeckten wir am ersten Tag bereits einige seltene Pflanzen – Der gesamte Monte Barro ist ein Naturpark mit unzähligen botanischen Kostarkeiten:
Violetter Dingel: https://de.wikipedia.org/wiki/Violetter_Dingel
Feuer-Lilie: https://de.wikipedia.org/wiki/Feuer-Lilie
Diptam: https://de.wikipedia.org/wiki/Diptam
Anschließend fuhren wir in unser Hotel Baia di Pare, wo wir bereits herzlich von der Familie Tentori und ihren Mitarbeitern empfangen wurden. Den Abend ließen wir bei einem feinen Abendessen im hoteleigenen Restaurant ausklingen…
17. Mai: Bergtour Rif. S.E.V. + Corno die Canzo Orientale (1239 m)
Am 2. Tag unserer Wanderreise stand eigentlich der Monte Moregallo auf dem Programm, der sich mit seiner steilen Felsflanke fast 1000 Meter über dem See erhebt. Aufgrund der starken Regenfälle haben wir diesen Plan bereits zu Beginn der Wanderung verworfen – Eine Gipfelüberschreitung bei Nässe wäre einfach zu riskant gewesen…Stattdessen hatte unser Organisator einen Plan B: Reizvoller Aufstieg zum Rifugio S.E.V. inklusive eines einfachen Aussichtsgipfels.
Ca. 200 Meter vom Hotel aus startet der „Ul Sentee del Lâch“. Diese Aufstiegsvariante Richtung Monte Moregallo ist ein absoluter Geheimtipp und selbst auf italienischsprachigen Internetseiten finden sich darüber nur sehr wenige Informationen. Dabei ist der unmarkierte Einstieg eigentlich problemlos zu finden: Vom Hotel aus einfach der Strandpromenade in nördlicher Richtung folgen. Zwischen der Bar und der Gelateria dann linkerhand den Treppen folgen und schon befindet man sich auf diesen Weg. Nach ca. 10 Minuten erreichten wir eine Wiesenlichtung. Wir genossen diesen Weg – Er war zwar steil und verlief größtenteils im Wald, dennoch hatten wir an einigen Stellen einen wunderschönen Blick auf den unter uns liegenden See. Nach ca. 450 Höhenmetern erreichten wir schließlich Sasso di Preguda (647 m), wo wir auf den regulären Wanderweg stießen. An dieser Stelle befindet sich eine kleine Kapelle, die an einen riesigen Findling (Granitstein, der durch den früheren Gletscher an diese Stelle transportiert wurde) gebaut wurde. Hier folgten wir dem Weg Nr. 5, der uns sehr aussichtsreich, teilweise auch leicht ausgesetzt, durch die Südflanke des Bergmassives führte. Aufgrund der guten Fernsicht konnten wir am Horizont sogar die Skyline von Milano ausmachen. Bei Forcellina (720 m) waren erstmal die größten Schwierigkeiten überstanden. Bald danach leitete uns der Weg in einen schattenspendenden Wald mit dem gemütlichen Rastplatz Sambrosera (716 m), den wir bereits von unzähligen Wandertouren der letzten Jahre kannten. Nun begann ein steiler Aufstieg (Sentiero Nr. 7) durch einen südalpinen Laubwald. Bei der Bocchetta di Moregge (1110 m) folgten wir weiterhin dem Wanderweg Nr. 7 bis zum (an diesem Tage geschlossenen) Rifugio S.E.V (1276 m). Der Weiterweg führte uns unter den Felswänden des Corno di Canzo Centrale bis zum Sattel Bocchetta die Luera (1209 m). Es folgte ein kleiner Abstecher zum heutigen Gipfel Corno di Canzo Orientale (1239 m). Wir wurden von einem tollen Bergpanorama und einer reizvollen Bergflora (prächtige Pfingstrosen) empfangen. Es wurde eifrig fotografiert und wir genossen die Stimmung an diesem wunderschönen Ort. Danach machten wir uns an den Abstieg, der vor allem im oberen Teil sehr steil und rutschig war. Eine gehörige Portion Trittsicherheit war erforderlich. Gegen später wurde der Abstiegsweg etwas moderater und nach gut 600 Abstiegsmetern erreichten wir die Kapelle von San Tomaso (580 m), welche auf einem aussichtsreichen Wiesenplateau oberhalb von Valmadrera thront. Dies war der optimale Platz für einen kleinen Weinumtrunk. Der Rückweg zum Hotel führte uns anfangs entlang einer Schotterpiste bis zum oberen Ortsrand der Gemeinde Valmadrera, später erreichten wir über einen teilweise rutschigen Pfad ein Wohngebiet, danach war es nicht mehr weit bis zum Hotel.
12 Km, 1150 Höhenmeter, gute 6 Stunden Gehzeit.
Link zur Onlinekarte:
18. Mai: Unterwegs in der Grigna – Rifugio Rosalba (1730 m)
Es muss nicht immer ein Gipfel sein – Auch eine Hütte kann ein lohnenswertes Ziel sein. Das Rifugio Rosalba thront auf einem aussichtsreichen Gratrücken in 1730 Metern Höhe: Die Anfahrt bis zum Piani Resinelli (1275 m) war aufgrund der hohen Verkehrsdichte in Lecco (inklusiver vieler Radrennfahrer) etwas zeitintensiver. Wir fanden problemlos einen Parkplatz, auch die Parkgebühr von 5 Euro entrichteten wir sehr gerne. Die Wanderung startete mit einem gemütlichen Einlaufen: Beinahe ohne Höhenunterschied wanderten wir über die Hochfläche von Resinelli bis zum Einstieg des Sentiero Nr. 9 (Sentiero Foppe). Diesen Wanderweg folgten wir für längere Zeit bis zum Abzweig des Sentiero Morte. Der „Weg des Todes“ war an diesem Tag unser Aufstiegsweg bis zur Hütte – Er führte uns sehr steil, jedoch nie wirklich extrem ausgesetzt nach oben. Eine kurze Passage war seilgesichert und somit deutlich entschärft. Mystische Wolkenformationen (ohne Regen) und ein kühler Wind empfingen uns bei der Hütte. In der total überfüllten Hüttenstube machten wir eine längere Pause und genossen die spektakulären Tiefblicke Richtung See sowie zu den markanten Felsnadeln der Grigna-Gruppe. Diese Berggruppe am östlichen Comer See wird auch als Dolomiti del Lario bezeichnet. Für den Abstieg wählten wir den Normalweg, der allerdings im oberen und mittleren Teil auch etwas Trittsicherheit verlangte. Nachdem wir wieder den Abzweig zum Sentiero Morte erreichten, ging es auf dem uns bereits bekannten Weg zurück bis zum Wanderausgangspunkt. In einer Bar in Parkplatznähe gab es zur Belohnung ein kühles Bier.
Reine Gehzeit für diese großartige Hüttenwanderung: ca. 4-5 Stunden (gemütlich), etwa 9 Km, 650 Höhenmeter.
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19. Mai: Alpinwanderung Monte Resegone (1875 m)
Die Anfahrt bis zur Talstation der Funivia Piani d`Erna war recht kurzweilig, mit der Seilbahn (13 Euro p. P. inklusive Rückfahrt) fuhren wir zur reizvoll gelegenen Hochfläche Piani d`Erna (1303 m). Oben angekommen wurden wir von einer traumhaften Fernsicht und einer üppig grünen Berglandschaft empfangen. Bei der ersten Verzweigung mit einigen Wanderwegweisern folgten wir dem Weg Nr. 10. Der markierte Wanderweg führte uns anfangs durch eine liebliche Wiesen- und Waldlandschaft, doch bereits nach kurzer Zeit wurde er immer schmaler und ausgesetzter und führte uns durch eine bizarre Felslandschaft. Aufgrund der Ausgesetztheit des Weges war eine gewisse Vorsicht vonnöten. Wir erreichten danach die steile Rinne „Canalone Bobbio“ mit einem harmlosen Schneefeld beim Einstieg. Die steilsten Abschnitte waren durch zahlreiche Ketten entschärft und somit problemlos zu begehen, lediglich etwas Armkraft war beim Hochziehen erforderlich. Im oberen Teil verbreitete sich die Schuttrinne und bald kamen wir zum Ausstieg, wo wir eine Sicht Richtung Bergamasker Alpen hatten. Der aussichtsreiche Pfad verlief unterhalb der Gratkante der Resegone, war technisch relativ einfach zu begehen. Bald erreichten wir das Rifugio Azzoni (1860 m), welches nur wenige Meter unterhalb der Monte Resegone (1875 m) in sehr aussichtsreicher Position erbaut wurde. Wir machten unsere Mittagspause direkt am Gipfelkreuz. Die Fernsicht war total beeindruckend, allerdings zogen immer wieder dichte Wolken auf. Dieses mystische Wolkenspiel sorgte natürlich für zahlreiche Fotomotive – Ein wunderschöner Ort zum Verweilen, trotz des kühlen Windes.
Danach machten wir uns bald an den Abstieg. Wir folgten dem einfachen Abstieg auf der Ostseite der Monte Resegone: Im oberen Teil leitete uns der einfache Serpentinenweg durch Bergwiesen mit einer spärlichen Vegetation, nach Erreichen der Baumgrenze führte ein angenehmer Waldpfad bis zur Quelle bei Sorgente Forbesette. Es folgte nochmals ein kurzer Gegenanstieg bis zum Passo del Giuff (1520 m). Der Weiterweg leitete uns auf einem weiterhin angenehmen Waldpfad bis zu den Wiesen der Piani d`Erna. Wir entdeckten hier zahlreiche weißblühende Narzissen. Nun war es nicht mehr weit bis zur Bergstation bzw. zur einladenden Bergbeiz. Jetzt war höchste Zeit für ein kühles Bier, bevor wir wieder bequem mit der Seilbahn nach unten gondelten.
Wahrlich eine Traumtour, die allerdings eine gute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt.
Nur 8 Km (aber viele Kraxelpassagen im Aufstieg), ca. 780 Höhenmeter, 4-5 Stunden Gehzeit.
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Das Abendessen im Hotel war wieder sehr reichhaltig und sehr lecker. Wir genossen am letzten Abend unseres Kurzurlaubes die tolle Stimmung im Ristorante, die leckeren Speisen und verabschiedeten uns „hochoffiziell“ und sehr herzlich vom gesamten Personal.
20. Mai: Heimreise und Kleine Abschlusswanderung in der Innerschweiz
Bei strahlendem Sonnenschein verabschiedeten wir uns vom Hotel Baia di Parè und seinem tollen Personal. Ein ganz herzliches Dankeschön nochmals an die Familie Tentori + Team für ihre herzliche Bedienung und das leckere Essen! Die Rückfahrt verlief komplett staufrei, selbst am Gotthard gab es keinen Stau, wir erreichten somit früher als gedacht den Parkplatz vom Reussdelta beim Seerestaurant in Seedorf (Kanton Uri).
Unsere gemütliche Abschlusswanderung führte uns durch das Reussdelta (https://reussdelta.ch), ein bedeutendes Naturschutzgebiet der Schweiz mit einer vielfältigen Pflanzenwelt. Wir erwischten am 20. Mai einen idealen Zeitpunkt und entdeckten Wiesen voller Sibirischer Schwertlilien (https://de.wikipedia.org/wiki/Sibirische_Schwertlilie), zahlreiche Orchideen und weitere botanische Schätze. Es wurde natürlich eifrig fotografiert und botanisiert.
Die Wanderstrecke betrug nur gute 5 Km bei knapp 10 Höhenmetern – Dieser Spaziergang durch ein Naturparadies mit einer sehr reichhaltigen Pflanzen- und Tierwelt (viele Wasservögel) war absolut lohnenswert und der ideale Ausklang einer rundum gelungenen Wanderreise.
Link zur Onlinekarte:
Wir waren gute 1,5 Stunden im Reussdelta unterwegs, danach machten wir uns an die Heimfahrt…
Fazit(s):
- Ein rundum gelungener Pfingsturlaub mit einer harmonischen und sehr leistungsstarken Gruppe!
- Wir hatten mit dem Wetter riesiges Glück, der Regen an Anreisetag war schnell vergessen
- Spätestens im Jahr 2025 werden wir wieder dem Hotel Baia di Pare einen Besuch abstatten, dann voraussichtlich wieder an Ostern!
- Ein ganz herzliches Dankeschön an die Familie Tentori und ihr Team für die tolle Gastfreundschaft und das leckere Essen!
- Wir bedanken uns bei allen Personen für ihre Teilnahme und das positive Feedback nach der Tour!